Gastwirthschaft Christian Hillebrand Dinklar

Kleine Seite 28
31174 Schellerten/Dinklar

Historie:

Laut Protokoll des Gemeindeausschusses wurde im Jahr 1879 der Anbauer Christian Hillebrand, Dinklar, erstmals in den Gemeindeausschuss gewählt.

Am 9. März 1886 fand erstmals eine Sitzung des Gemeindeausschusses in der Gaststätte Hillebrand in Dinklar statt. Aber auch die Holzgemeinschaft sowie die Gründungsversammlung der Zuckerfabrik-Aktiengesellschaft Dinklar im Jahre 1882 fand in der Gaststätte Hillebrand mit Bäckerei auf der gegenüberliegenden Seite statt.

Gastwirt Christian, verheiratet mit Therese, geb. Lüttge hatte vier Söhne (Konrad, Johannes, Christian und Moritz) und zwei Töchter (Anna und Maria). Sohn Christian beantragte im Jahr 1890 eine eigene Schankerlaubnis, die er per Urkunde vom 21.05.1891 vom Kreisausschuss des Kreises Marienburg, unterschrieben von Graf Borries, erhielt.

Christian, verheiratet mit Anna, geb. Joller, richtete sich hier eine eigene Gaststätte (Nr. 131) ein. Erster Bierlieferant war die ehemalige Hildesheimer Actien-Brauerei, die durch den Bombenangriff am 22.03.1945 völlig zerstört wurde.

Als Vater von vier Kindern (Christian, Wilhelm, Anna und Rosa) betrieb Christian aber nicht nur die Gaststätte, sondern auch eine kleine Landwirtschaft und eine Stellmacherei. In dieser Zeit wurden sogar Zimmer an Durchreisende vermietet. Viele Gäste machten hier Rast, um sich zu stärken oder einen kurzen Plausch zu halten.

Sohn Christian, verheiratet mit Anna, geb. Bode, übernahm 1936 den Gaststätten- und Landwirtschaftsbetrieb, zusätzlich mit einem Holzhandel. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges waren in der Gaststätte und auf dem Saal bis in die 50er-Jahre viele Flüchtlingsfamilien aus den ehemaligen ostdeutschen Gebieten untergebracht.

In den 50er-Jahren wurden außerdem Tanzstunden auf dem Saal abgehalten. Es gab wieder Theatervorführungen, Proben des Musikzuges der FFW Dinklar und der Sängervereinigung Dinklar sowie Versammlungen der örtlichen Vereine. Später gab es hier die ersten Filmvorführungen.

Als einziger Sohn unter den fünf Kindern (Anna, Rita, Maria, Christian und Elisabeth) übernahm Christian als gelernter Holzkaufmann den „Drei-Branchen-Betrieb“ im Jahr 1971.

Im selben Jahr heirate Christian seine Frau Veronika, geb. Rammelsberg, und bekam mit ihr vier Kinder (Kathrin, Christian, Almut und Vera).

Einige ältere Dinklarer erinnern sich noch gern an Großmutter Anna, die als „Dorforiginal“ die Mittagsgäste, Kegler und Skatspieler sonntags zur Nachmittagsandacht schickte, bevor der „Stammtisch“ angesagt war.

Viele Dorffeste wurden bewirtet, Theater-Vorführungen und Versammlungen im Klubzimmer und auf dem Saal veranstaltet. Neben der Sängervereinigung, der Feuerwehr und ihrer Musikkapelle, der Kolpingfamilie, dem Frauenbund und dem Theaterverein, trafen sich hier auch der Realverband, die Flurgrundstückseigentümer, die Jagd- und Forstgenossenschaft.

Außerdem fand jahrzehntelang das Schüsseltreiben mit Abhaltung des Jagdgerichts anlässlich der Jagd der Jagdgenossenschaft Dinklar mit etlichen auswärtigen Jägern und weiteren Gästen auf dem Saal statt.

Die Grundschule Dinklar und der Kindergarten Dinklar veranstalteten jahrzehntelang etliche Aufführungen in der Sommer-, Advents- und Weihnachtszeit für die Kinder, ihre Familien und Bekannten sowie für interessierte Bürgerinnen und Bürger aus den Ortschaften der Gemeinde Schellerten.

Große Feste und Veranstaltungen fanden seit dem Jahr 1974 nur noch in der neu gebauten Turnhalle in der Breiten Straße in Dinklar statt. Auch die Feuerwehr und der Musikzug, in denen der Gastwirt und seine vier Kinder bzw. Enkelkinder, aktiv waren bzw. sind, zogen ins Feuerwehrgerätehaus.

Durch den Neubau des katholischen Pfarrheims sind auch danach der Frauenbund und die Kolpingfamilie ausgeblieben.

Im Juni 1991 konnte das 100-jährige Bestehen der Gaststätte Christian Hillebrand gefeiert werden. Tochter Kathrin hatte eine zweitägige Jubiläumsfeier mit Musik, Tanz und einigen Überraschungen organisiert, sodass mit Freunden, Bekannten und vielen Gästen zünftig gefeiert wurde.

Die Holzhandlung musste aufgrund der schlechten Entwicklung der Holzbranche Ende der 80er-Jahre im Jahr 1993 aufgegeben werden.

Die Ländereien wurden nach Auflösung der landwirtschaftlichen Maschinengemeinschaft im Jahr 2011 verkauft.

Bis zur Schließung der Gaststätte im Jahr 2009 haben lediglich die Sängervereinigung, die Theatergruppe und der „Stammtisch“ dem Wirt und seiner Familie die Treue gehalten, wie auch zahlreiche Stammgäste.

 

Gegenwart:

In den letzten Jahren wurden die Räume der ehemaligen Gaststätte von der Familie für eigene private Feiern genutzt.

So wurde der Saal für den 80. Geburtstag von Christian Hillebrand sen. entrümpelt und das Dach über der historischen Bühne erneuert. Erstmals konnte hier mit der doppelten Geburtstagsfeier von Christian Hillebrand (80 Jahre) und seiner Tochter Kathrin (50 Jahre) am 02.10.2022 wieder eine Feier mit ca. 80 Gästen stattfinden. Neben zahlreichen Gästen waren auch Vertreter der FFW Dinklar, der Sängervereinigung und der Ortsbürgermeister anwesend. Der Bördepop-Chor und der Musikverein Bettmar brachten ein Ständchen.

Nach dieser gelungenen Feier waren sich alle Gäste aus Dinklar, aus der regionalen und überregionalen Umgebung einig: dieser historische Saal ist einmalig schön und hat ein ganz besonderes Ambiente!

Am 30.04.2023 wurde der 75. Geburtstag von Veronika Hillebrand mit ca. 50 Gästen auf dem Saal gefeiert. Auch hier waren alle Gäste aus der Region und aus ganz Deutschland von dem Saal begeistert!

Am 22.06.2023 kam der Tornado von Bettmar aus über Dinklar bis nach Söhlde und richtete nicht nur in Farmsen, Dingelbe, Bettrum und Klein/ Groß Himstedt, sondern auch in Dinklar an der Kleinen Seite 28 am Dach über dem Saal, großen Schaden an. So wurde der Fürst stark beschädigt und einige Dachziegel abgetragen so dass durch den anhaltenden Starkregen die Lehmdecke des Saals durchweichte und an einigen Stellen abbröckelte.

Inzwischen konnten die schadhaften Stellen im Innenbereich wieder beseitigt werden.

 

Zukunft:

Es stellt sich aktuell die Frage, ob und wie der historische Saal erhalten werden kann.

Ein Ziel könnte sein, mit einigen interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus Dinklar und den umliegenden Ortschaften eine Initiative, z.B. „Hillebrand’s KULTSaal e.V.“, ins Leben zu rufen, mit dem Zweck, das soziale Miteinander, die Kultur und politische Debatte im ländlichen Raum sowie lokale und demokratische Selbstorganisation, die Begegnung von Menschen aller Generationen unterschiedlicher nationaler und sozialer Herkunft sowie die Gemeinschaftsstiftung, zu fördern.

Die Verwirklichung dieses ideellen Zwecks könnte dann u.a. durch den Betrieb des „KULTSaals“ – d.h. der Festsaal der ehemaligen Gaststätte Hillebrand – erfolgen.

Hiermit sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Organisationen aus Dinklar sowie der umliegenden Dörfer in der Region Börde aufgerufen, durch eine Mitgliedschaft in der Initiative „Hillebrand’s KULTSaal e.V.“ den Erhalt des Saals finanziell zu unterstützen und damit gleichzeitig eine lokale Örtlichkeit für ein gemeinschaftliches Zusammenkommen, für vereinsunabhängige Treffen, für Teilhabe und Zugänglichkeit an kulturellen Veranstaltungen zu schaffen und einen Raum für Begegnungen aller Generationen zu ermöglichen, zu unterstützen und selbst zu nutzen.

Kulturelle Projekte von regionaler und überregionaler Bedeutung, z.B. darstellendes Theater, Theaterstücke für Kinder und Senioren, Auftritte von Chören, Musikgruppen und Künstlern, Darbietungen der Kindergarten- und Schulkinder u.v.m. könnten angeboten und gefördert werden (siehe neue Kulturförderrichtlinie des Landkreises Hildesheim).

Langfristig könnte darüber hinaus der Festsaal, z.B. mit dem Konzept eines „KULTSaals,“ eine Veranstaltungs-Location im ländlichen Raum für einen öffentlichen Zugang aller Einwohnerinnen und Einwohner der Region zur vielfältigen Kultur sowie das soziale, gemeinschaftliche Miteinander geschaffen, gestärkt und damit langfristig unterhalten werden.

Kathrin Hillebrand-Lyrath,

Tel. 0176 – 5596 4710               Mo – Sa 15.00 – 19.00 Uhr

info@kultsaal.de